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Traumatherapie

Gewalt und Missbrauch in der Kindheit

Wenn durch traumatische Ereignisse in der Kindheit die individuellen Ressourcen zur Traumabewältigung nicht mehr ausreichen, kann es zu einem Kindheitstrauma kommen. Schwere seelische Verletzungen in der Kindheit führen zu Kontrollverlust, Hilflosigkeit und Schutzlosigkeit.

Vor allem Traumata, die erstmals bereits in der Kindheit erlitten wurden, begünstigen die Entstehung einer dauerhaften dissoziativen Störung.

Zum Auslöser einer Dissoziation kann eine Situation schon dann werden, wenn sie auch nur im Entferntesten eine Ähnlichkeit mit der ursprünglichen traumatischen Situation hat. Eine Dissoziation, die durch traumatische Erfahrungen entsteht, zeigt die Tendenz, sich in der Folgezeit zu wiederholen. Sie wiederholt sich auch dann, wenn keine äußere Traumasituation mehr vorliegt. Hier kommt das Prinzip der klassischen Konditionierung zum Tragen.

Hingegen führen Traumatisierungen im Erwachsenenalter meistens nur zu einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Wie wirkt sich kindliche Traumatisierung auf das Gehirn aus?

Jon-Kar Zubieta (2001) hat wissenschaftlich nachgewiesen, dass Traumaerlebnisse zu einer extremen Aktivierung der Alarmsysteme des Gehirns führen.

In der Kindheit und Jugend werden im Gehirn die Nervenzell-Netzwerke angelegt, die später darüber entscheiden, wie eine Person ihre Umwelt einschätzt und interpretiert. Von den Ressourcen, den Bezugspersonen und den Bewältigungsmechanismen des Kindes hängt es ab, wie das Kind lernt, Beziehungen zu gestalten und mit Herausforderungen umzugehen. Die Bauweise dieser Nervenzell-Netzwerke wird von den Erfahrungen beeinflusst, die das Kind in seinen Beziehungen während der ersten Lebensjahre macht.

Das seelische Traumaerlebnis verändert das Gehirn. In der Amygdala, im Hypotalamus und im Hirnstamm verändert sich die Aktivität von Genen und es kommt zu Veränderungen in den neurobiologischen Strukturen.

 

Trauriges Kind hält sich die Hände vor das Gesicht

Reaktionen auf Belastungen in der Kindheit

Die Folgen eines unaufgearbeiteten Kindheitstraumas sind akute Belastungsreaktionen (ABR) und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS).

Bei der akuten Belastungsreaktion liegt die Dauer der Symptome unter vier Wochen. Im Allgemeinen klingt die Belastungsreaktion innerhalb von Stunden oder Tagen ab.

Bei der PTBS handelt es sich um eine verzögerte Reaktion. Die Symptome treten mehrere Wochen bis Monate nach einem extrem belastenden Ereignis auf. Bei manchen Menschen nimmt die PTBS über viele Jahre oder Jahrzehnte einen chronischen Verlauf und geht dann in eine dauernde Persönlichkeitsänderung über.  

Betroffene, die an einer PTBS leiden, werden sehr häufig depressiv oder geraten in eine Abhängigkeit. Als Seelentröster dienen zum Beispiel Alkohol oder Drogen.  Kurzbehandlungen, auch Debriefings genannt, die nach einem Trauma angewandt werden, haben sich als kontraproduktiv erwiesen. Eine psychotherapeutische Behandlung hingegen kann die seelischen und neurobiologischen Traumafolgen bessern oder ganz beheben, vor allem dann, wenn die Psychotherapie früh beginnt

Kinder spielen im Wald mit einem Ball